Für den Alltagsgebrauch praktisch, für den Abwassertransport ein Graus: Feucht- und Reinigungstücher verstopfen immer wieder Kanäle und blockieren Pumpen. Offenbar hat sich noch nicht überall herumgesprochen, dass diese Tücher in den Abfall und nicht in die Toilette gehören. Das Thema beschäftigt Kommunen und Wasserverbände immer wieder. Besonders extrem stellt sich die Situation in einem Abwasserpumpwerk in Nethen dar.
„Einmal pro Woche sind wir mindestens hier“, sagt Andreas Schneider, Leiter der Rasteder Kläranlage. Zusammen mit seinem Kollegen Marc Decker steht er am Abwasserpumpwerk am Mollberger Weg in Nethen, auf Höhe der Einmündung „Lange Reihe“. Wüssten sie es nicht ohnehin bereits aus leidlicher Erfahrung, was die neuerliche Störung verursacht hat, würde es ihnen schon der erste Blick hinunter in den Schacht verraten: An der Oberfläche des Abwassers schwimmen vereinzelte Vliesfetzen. Ein ganzes Knäuel davon holen Schneider und Decker kurz darauf aus dem Inneren einer der zwei eingesetzten Pumpen. „Nach dem langen Pfingstwochenende neulich waren sogar beide betroffen“, berichtet Schneider.
47 Pumpwerke, verteilt im gesamten Gemeindegebiet, stellen den Transport des Abwassers zum Rasteder Klärwerk sicher. „Aber dieses in Nethen ist im Moment unser großes Sorgenkind“, sagt Schneider. Ansonsten sei im Schnitt vielleicht alle zwei Monate mal ein Eingreifen erforderlich, mache Werke liefen aber auch 20 Jahre lang nahezu störungsfrei. Alle Versuche, die beiden eingesetzten Pumpen in Nethen besser auf die Feuchttuch-Herausforderung einzustellen, blieben relativ wirkungslos. So wurden zum Beispiel Laufräder und Schleißwände bereits getauscht. „An der Technik liegt es nicht“, weiß Schneider, „die ist für den Bedarf unseres Netzes eigentlich mehr als ausreichend.“ Auch die Zahl der an diesem Kanal angeschlossenen Nutzer sei nicht überdurchschnittlich hoch, ganz im Gegenteil: „Wenn es hoch kommt, sprechen wir von 150 Haushalten“, erläutert Schneider.
Die wahrscheinlichste Erklärung für die wöchentlich wiederkehrende Problematik: Einige der nahegelegenen Anwohner sind ausgesprochen rege Nutzer von Feucht- und Reinigungstüchern und entsorgen diese fälschlicherweise in der Toilette anstatt im Müll. Genauso wie andere Hygieneartikel verstopfen diese Produkte sehr häufig Kanäle und Pumpen. „Selbst Taschentücher oder Blätter von der Küchenrolle sollten nicht in der Kanalisation landen“, ergänzt Schneider. Der Grund: Im Gegensatz zum Toilettenpapier lösen sie sich aufgrund ihrer Materialzusammensetzung nicht im Wasser auf.