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Blick auf die Ostfassade des Schlosses und in den Schlossgarten, um 1900 -
Luftbild von Schloss und Umgebung aus dem Jahre 1937 -
Damwild vor dem großherzoglichen Schloss in Rastede, um 1912
Schloss Rastede
Eingebettet in einem ausgedehnten Englischen Park inmitten Rastedes liegt das Schloss heute unweit der nordsüdlichen Ortsdurchfahrt, der Oldenburger Straße. Das Rasteder Schloss ist der erste profane klassizistische Bau im Oldenburger Land. Zuvor standen hier das Abtshaus des Benediktinerklosters Rastede und das Lustschloss Graf Anton Günthers von Oldenburg.
Der heutige Bau geht zurück auf ein seit 1756 erbautes barockes Landschloss, das 1779-1791 auf Veranlassung Herzog Peter Friedrich Ludwigs klassizistisch umgebaut worden ist (Architekt J.G. Becker). Der 11-achsige Bau mit zwei Stockwerken und Mezzaningeschoss besitzt an der Hauptfassade einen Mittelrisalit mit Dreiecksvergiebelung und vorgelagertem Portikus mit gekuppelten toskanischen Säulen. In den Portikus führen zwei seitliche Rampen, anderen Ende jeweils eine Sphinx hockt.
D
ie Rückseite hat ebenfalls einen Mittelrisalit, jedoch ohne Portikus. Rechts und links vom Hauptbau schließen in der gleichen Flucht zwei 1-stöckige Flügelbauten mit Rundbogenfenstern an, die 1816-1819 anstelle älterer Flügelbauten neu errichtet worden sind. Zum Schlosskomplex gehören noch ein Marstall und ein Kavalierhaus. Bemerkenswert ist noch der klassizistische Venustempel von 1791-1793 im Schlosspark, ein haubengedeckter Rundbau.
(Quelle. Baudenkmäler im Oldenburger Land, hg. von der Oldenburgischen Landschaft, Oldenburg 2017, S. 86)
Das Schloss heute
Das Schloss ist Eigentum seiner königlichen Hoheit des Großherzogs Christian von Oldenburg und dient ihm sowie seiner Familie bei gelegentlichen Aufenthalten als Wohnsitz. Ein regelmäßiger Anlass dazu sind die international besetzten „Rasteder Musiktage“, deren Schirmherr der Herzog ist.
Herzogin Caroline von Oldenburg führt die interessierte Öffentlichkeit jährlich zu bestimmten Terminen durch die Innenräume des Schlosses. Sie und Herzog Christian sind zudem Gastgeber des berühmten Empfangs zum jährlich stattfindenden Landesreitturnier.
Zeittafel Schloss
1657 wird der ehemalige Mönchshof in einen Lustgarten umgewandelt
1667 Graf Anton Günther von Oldenburg verstirbt in Rastede. Anton von Aldenburg wird als Statthalter vom Dänischen König und vom Herzog von Holstein-Gottorp als Statthalter eingesetzt
1752 Graf R.F. zu Lynar erwirbt das gesamte Anwesen
1756/57 Justizrat und Ostindienfahrer Römer erwirbt die Ländereien und errichtet an Stelle des ehemaligen Grafenschlosses ein anspruchsvolles Landhaus mit prächtigem barocken Garten
1777 Von der Witwe Römer erwirbt der künftige Landesadministrator und Herzog von Oldenburg, der 22-jährige Peter Friedrich Ludwig (1755-1829), das gesamte Anwesen
1781 Erbprinz Peter Friedrich Ludwig zieht nach Rastede und lässt das klassizistische Schloss Rastede umbauen. Zudem werden in einer nach Westen versetzten Flucht in gleicher Bauweise nördlich neben dem Schloss der Marstall und südlich das Kavalierhaus sowie zwei Wachthäuser an der nach Westen verlegten Einfahrt errichtet
1784 wird Carl Ferdinand Bosse (1755-1793) als fachlich qualifizierter Gärtner aus einer Wolfenbütteler Gärtnerdynastie stammend und in England geschult vom Herzog eingestellt
1785 Großherzog Peter Friedrich Ludwig wird Regent
1791-1798 An der seinerzeitigen nördlichen Grenze des Schlossgartens zum Wald wurde ein klassizistischer Pavillon, eine Rotunde, erbaut
1792 C.F. Bosse zeichnet einen Bestandsplan des Schlossgartens mit barocken Elementen
1793 Carl Ferdinand Bosse in Rastede verstorben
1794 Christian Ludwig Bosse (1771-1832) kommt nach Rastede
1816 Friedrich Grote wird Gärtner in Rastede
1822 kaufte Peter Friedrich Ludwig das dem Schloss gegenüber liegende ehemalige Landhaus des Grafen von Schmettau, um es als Erbprinzenpalais umzubauen und einzurichten
1829 Großherzog Paul Friedrich August (1783-1853) übernimmt die Regierung
1832 Christian Ludwig Bosse gestorben
1838 Unter Paul Friedrich August (1783-1853) erhielt das Schloss durch Umbau der Hauptfassade und des Daches die rein klassizistische Form und weitere Anbauten: ein Bedientenhaus nördlich des Schlosses, mit diesem verbunden durch eine Orangerie (Glashaus), ein ‚Glascabinett‘ , eine geschlossene Veranda mit teils bunten Glasfenstern, an den nördlichen Seitenflügel in den Schlossgarten hinein; der südliche Seitenflügel erhielt zudem einen Glasanbau auf der Gartenseite, dessen geschlossener Teil als Billardsaal, der halb offene als Veranda diente
Dez. 1841 Kunstgärtner Georg Gerhard Frerichs wird Gärtner in Rastede
1842 Der Eichenbruch, östlich des Thierparks Hagen und von diesem noch durch einen Teil der Bauernschaft Hankhausen getrennt, wurde jetzt als Edelwild-Park eingerichtet. An seinem westlichen Rand wird 1842/43 ein Wildhüterhaus mit Räumen für die Herrschaft und Altan erbaut
Gärtner Frerichs wird zum Hofgärtner ernannt. Im Mai verlässt Hofgärtner Grote seinen Dienst
1842-1848 Paul-Friedrich August war es, der erst die belebenden, naturnahen Wasserflächen, als besonders wichtiges Element des Landschaftsgartens einfügte. Die geraden Schlossgraften wurden zu Schloss- und Kavalierhausteich in gefälliger, „landschaftlicher Form, ebs. wurde der alte Krebsteich umgeformt und durch den langen Teich mit dem neunen Rundteich im Schlossgarten verbunden. Nördlich des Schloßgartens wurde der Große Teich, der Ellernteich, angelegt und auch der Mühlenteich vor der Wassermühle vergrößert, sodass eine richtige Teichlandschaft rings um das Schloss entstand. Die alte Hankhausermühle wurde als neur schöner ‚Blickfang‘ vom Herzog im sog. „Schweizerhaus-Stil“ umgebaut. Erst sechs Jahre nach Beginn konnten die Arbeiten abgeschlossen werden. Mit seiner Fertigstellung ergab sich vom Schloss aus eine neue Blickachse über den Ellern- und Mühlenteich hinweg zur Wassermühle
1853 Großherzog Nicolaus Friedrich Peter (1827-1900) wird Regent
1854 wurde im Pavillon eine vom Bildhauer Eduard Meyer in Rom gefertigte lebensgroße Marmorstatue der Göttin Venus aufgestellt. Seitdem trägt das ehemalige Garten- und Teehaus die Bezeichnung „Venustempel. Hofgärtner Frerichs gestorben
01.01.1855 Gärtner Cassebohm wird Hofgärtner in Rastede
1867 Hofgärtner Cassebohm fährt zur Pariser Weltausstellung
1868 Nach entsprechendem Grundstückserwerb ließ Nikolaus Friedrich Peter südlich des Palaisgartens die Schlossgärtnerei für die zuvor teils im Schlossgarten, teils im Vorwerk untergebrachte Nutzgärtnerei anlegen, mit zwei großen Wasserbassins und mehreren, wohl von Hofbaurat Ernst Klingenberg entworfenen Gewächshäusern
1870 Als repräsentativer Eingang in die Parkanlagen von Süden (von Oldenburg kommend), wurde das Hirschtor errichtet. Eine weitere markante Erweiterung erfuhr der Park durch mit der Angliederung des Geländes des ehemaligen Amtshauses zwischen Schloss und St. Ulrichs-Kirche sowie des umgesiedelten Vorwerks am Südrand. Hofgärtner Cassebohm wird zum Garteninspektor ernannt
1872 Cassebohm zeichnet einen Plan der herzoglichen Anlagen in Rastede
1874 Im Norden dieses neuen Terrains wurde der Mühlenbusch angegliedert, mit der Wolfsschlucht heute eine der ältesten Partien im Park
1882 Großherzog Nikolaus Friedrich Peter ließ das Kavaliershaus aufstocken und ebs. das bis dahin rein klassizistische Palais im Stil des Historismus verändern und nutzte es vorwiegend als seinen Wohnsitz
17.04.1877 Hofgärtner Cassebohm fährt nach Amsterdam zur Blumenausstellung
04.06.1887 Garteninspektor Cassebohm verstorben
15.10.1887 Habekost wird Hofgärtner in Rastede
1890 Hofgärtner Habekost fährt zur Gartenbauausstellung nach Berlin
Nov. 1904 Hofgärtner Habekost wird Garteninspektor
1906 Führende Mitglieder der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft besuchen den Schlosspark und den Palaisgarten
03/04 1908 Errichtung einer Eisenkonstruktion für eine Laube nebst Pflanzung von Schlinggewächsen südlich des Teiches an der Schlosstrasse
1909 Die wieder entdeckten romanischen Säulen des ehemaligen Klosters erhalten durch den Großherzog Friedrich August auf dem Sängerplatz im Schlosspark einen würdigen Platz
01.04.1914 Garteninspektor Habekost wird Hof-Garteninspektor
1917 Bau des Bootshauses am Ellernteich
1918 Nach 1918, dem Ende der Monarchie und der Abdankung des Großherzogs, endet die Fortentwicklung der großherzoglichen Sommerresidenz. Rastede blieb aber Privatbesitz des Großherzogs, weil Großherzog Nikolaus Friedrich Peter seinerzeit dafür sorgen konnte, dass sämtlicher Besitz in Rastede dem Hausfideikommiss zugeschlagen wurde und insofern nicht verstaatlicht werden konnte.
16.03.1919 Hof-Garteninspektor Habekost gestorben
1931 Erbgroßherzog Friedrich August verstirbt am 24. Februar auf Schloss Rastede
1945 und danach Unterbringung von Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten im Palais, dazu gehörte die Belegschaft eines Waisenhauses aus Pommern; zeitweilig auch Einquartierung von kanadischen Soldaten in Schloss und Palais; später Vermietungen von Palais und Bedientenhäusern
1949 Mit Unterstützung des Erbgroßherzogs und des Renn- und Reitvereins finden im Park auf der Halhorst auf dem angelegten Turnierplatz, dem „Rennplatz“, seitdem viele Großveranstaltungen wie das Oldenburger Landesreitturnier, die Internationalen Musiktage, die Galopp-Renntage oder das Ellernfest bis heute statt
1970 Nach dem Tod des Erbgroßherzogs Nikolaus bewohnte seine zweite Ehefrau, Erbgroßherzogin Annemarie (1906-1991) eine Wohnung im Kavalierhaus
1971 In diesem Jahr pachtete die Gemeinde Rastede vom herzoglichen Haus das Palais, etwa 100 Hektar Schlosspark folgten 1974
1981 Um ein Hallenbad zu erbauen (Eröffnung 1981) hatte die Gemeinde Rastede einen Teil des Palaisgartens vom Herzog erworben
1982 1. Teilabschnitt der Sanierung und Restaurierung von Palais und Palaisgarten durch die Gemeinde Rastede
1984 Anpachtung des Palaisgartens vom Haus Oldenburg
1985 2. Teilabschnitt der Sanierung und Restaurierung von Palais und Palaisgarten durch die Gemeinde Rastede
2008 Das Gelände des Turnierplatzes wurde durch die Gemeinde Rastede vom Haus Oldenburg erworben
2018 Das Palaisensemble (Haupthaus, Garten, Marstall, Remise, Bedientenhäuser) wurde durch die Gemeinde Rastede vom Haus Oldenburg erworben
Quelle: (U.a. aus: Olaf Bellstedt, Herzogliches Palais Rastede Rasteder Hefte. Materialien zur Sozialforschung und Bauforschung 3, Rastede 1985, S. 44ff.)